Jürgen Klauke, Dauerläufer, 1972/1973
© VG Bild-Kunst, Bonn 2024, Courtesy: Galerie Anita Beckers und Jürgen Klauke

Fotografie Forum Frankfurt


Fotografie Forum Frankfurt


Im Fotografie Forum Frankfurt untersuchen Mónica Alcázar-Duarte, Joy Gregory, Jürgen Klauke, Dinu Li und Inuuteq Storch das Entstehen und die Veränderung von Identitäten. Echos finden sich in Form von Reflexionen über persönliche Erfahrungen, Transzendenz und die Aktualität des Rückblicks. Neben aktuellen zeitgenössischen Fotografien und einer Videoinstallation werden frühere ikonografische Arbeiten in Zeiten politischer Polarisierung in Bezug auf Minderheiten, Kultur und Geschlecht wieder in den Vordergrund gerückt.

Mit der Fotoserie Digital Clouds Don’t Carry Rain, die zum ersten Mal in Kontinentaleuropa zu sehen sein wird, bietet Mónica Alcázar-Duarte eine vielschichtige Zeitreise zu Identität. Sie bezieht sich auf das Wissen um ihre indigene Herkunft, die ausbeuterischen Auswirkungen der industriellen Revolution und die kolonial-spanische Casta-Malerei, in der rassistische soziale Hierarchien sichtbar sind. Die provokant inszenierten und sexuell codierten Fotografien der Transformer-Serie (1970–75) von Jürgen Klauke sind keine Selbstporträts im eigentlichen Sinne, sondern projizieren Reflexionen über Diversität und das Vorstellbare. Joy Gregorys neunteilige Arbeit Autoportrait von (1990) untersucht den fotografischen Prozess und die Selbstermächtigung als Reaktion auf den Mangel an Darstellungen schwarzer weiblicher Schönheit. Erweitert wird Gregorys Perspektive mit Fotografien aus der Serie Objects of Beauty (1992–95). Inuuteq Storchs Fotoserie Keepers of the Ocean hält den Alltag in seiner Heimat Grönland fest. Dem gegenüber steht seine Serie Flesh mit Bildern, die in New York City entstanden sind und die Entfremdung und die Sehnsüchte einer aufstrebenden Jugend zeigen. In der Videoinstallation The Ghost Orchid Gesture, die ihre Weltpremiere feiert, zeigt Dinu Li seine eigene Mutter – zum Zeitpunkt der Dreharbeiten 93 Jahre alt – als alterndes Enigma, das im blühenden Überschwang des Frühlings behutsam durch verschiedene Gärten schlendert, ihre Erinnerungen neu inszeniert und sich von einem Wesen in ein anderes verwandelt.

Identität entwickelt sich durch Abstammung, Erinnerung, Erfahrung, Ort und Gefühl stetig weiter. Kunst ermöglicht Anspielungen und Entdeckungen. Wenn ein einzelnes Bild den Mythos der eigenen Identität darstellen kann, so stellt die Auswahl der verschiedenen Bilder im Laufe der Zeit den Akt des Werdens dar.