RAY 2012

"Als Vertreter unterschiedlicher Institutionen aus dem Rhein-Main-Gebiet haben wir uns zusammengeschlossen, um gemeinsam die Fotografieprojekte Frankfurt/RheinMain zu erschaffen. Jeder von uns bereichert und ergänzt das Projekt mit seiner Expertise und seiner Präsentation zeitgenössischer Fotografie. Diese Art der Kooperation, bei der es gelingt, unterschiedliche Blickwinkel und Kompetenzen in fruchtbarem Austausch zu bündeln, ist aus unserer Sicht die besondere Stärke von RAY."

Statement der Kurator*innen

Making History

20.04.–08.07.2012

In Mediengesellschaften entsteht Realität offenbar erst durch Bilder: Gesellschaftliche Ereignisse scheinen nur dann stattzufinden, wenn sie medial präsent sind. Gerade jüngere Generationen definieren sich selbst heute in starkem Maße über (ihre) Abbildungen: In imago ergo sum. Nicht nur gesellschaftlich und politisch bedeutende, sondern auch private, nebensächliche oder unterdrückte Ereignisse werden heute zu öffentlichen Realitäten, wenn sich Bilder davon durch mediale Schneeballeffekte in Social-Media-Netzwerken verbreiten: So kann ein marginales Unterhaltungsereignis plötzlich weltweite Aufmerksamkeit erlangen und Handyfotos von Demonstranten können die politische Zukunft ganzer Länder wenden. Wer Bilder herstellt, ist Konstrukteur der Realität.

Making History setzt die künstlerische Reflexion von öffentlichen Bildern ins Zentrum. Sie zeigt Positionen, welche die Visualisierung von Realität durch Medienbilder thematisieren, sei es, indem sie Formen der Inszenierung und der dokufiktionalen Erzählung entwerfen oder sich auf die visuellen Ränder gesellschaftlicher Ereignisse konzentrieren. Die Künstler in der Ausstellung bieten keine eigenen Geschichtsmodelle an, stattdessen sind in ihren Arbeiten unterschiedliche Sichtweisen auf historische Ereignisse zu erkennen, die als erweiterte Darstellungsformen von Geschichte sowie als subjektive Historienbilder verstanden werden können und eigenständige Vorstellungen über die Entstehung von Historie vermitteln. Making History beschränkt sich dabei nicht strikt auf das Medium Fotografie, sondern bezieht auch Videos und Filme mit ein.

Die Ausstellung zeigt ein weites Spektrum künstlerischer Auseinandersetzungen mit öffentlichen Bildern. Der rote Faden ist die Befragung der Möglichkeitsbedingungen von medialen, mithin historischen Bildern. Viele Künstler gehen von bekannten Medienbildern gesellschaftlicher Ereignisse aus und kalkulieren dabei gezielt mit jenem Stempel, den diese im kollektiven Gedächtnis hinterlassen haben. Sie zitieren solche Bilder, rekurrieren auf das Wissen von bildjournalistisch vermittelten Ereignissen oder verfolgen Strategien des Reenactments. Andere Künstler thematisieren die Eigenarten von Medienbildern durch Sezierung oder Neukomposition und arbeiten an deren Entschleunigung. Anders als in der Presse- und Reportagefotografie konzentrieren sie sich auf bereits vorhandene und bekannte Abbilder von gesellschaftlichen Ereignissen. Making History rückt damit die künstlerische Reflexionen jener Bilder in den Mittelpunkt, die Geschichte hergestellt haben oder in Zukunft herstellen werden.

Kurator*innenteam

Anne-Marie Beckmann (Art Collection Deutsche Börse), Lilian Engelmann (Frankfurter Kunstverein), Peter Gorschlüter (MMK Museum Moderne Kunst Frankfurt am Main), Dr. Holger Kube Ventura (Frankfurter Kunstverein), Alexandra Lechner (Darmstädter Tage der Fotografie), Celina Lunsford (Fotografie Forum Frankfurt)

Künstler*innen

Taysir Batniji (PS/FR), Nina Berman (US), Viktoria Binschtok (RU/DE), Robert Boyd (US), Black.Light Poject/W. Böwig, C. Ermisch u.a.(DE), Luc Delahaye (FR), Thomas Demand (DE), Harun Farocki (DE), Omer Fast (IL/US), Samuel Fosso (CF), Kathrin Günter (DE), Hofmann&Lindholm (DE), James Howard (GB), Alfredo Jaar (US), Sven Johne (DE), William E. Jones (US), Barbara Klemm (DE) , Petra Köhle & Nicolas Vermot Petit-Outhenin (CH), David LaChapelle (US), Eva Leitolf (DE), Armin Linke (IT), Gustav Metzger (DE/GB), James Mollison (GB), Simon Norfolk (GB), Peter Piller (DE), Elodie Pong (US/CH), Paul Qaysi (US), The Atlas Group / Walid Raad (LB), Jo Ractliffe (ZA), Doug Rickard (US), Martha Rosler (US), Michael Schmidt (DE), Frank Schramm (US), Manit Sriwanichpoom (TH), Hank Willis Thomas (US), Oliviero Toscani (IT), Jeff Wall (CA), Michael Wolf (DE/US)

Ausstellungsorte

Frankfurter Kunstverein, MMK Museum für Moderne Kunst, MMK Zollamt